
Driss Ouadahi
Schlusslichter
Öl auf Leinwand
Die Motive von Plattenbaufassaden oder Absperrzäunen bestimmen die Malerei von Driss Ouadahi. Lange Zeit arbeitete der Künstler im abstrakten Stil der Farbfeldmalerei und behandelte die Farbe in großen Flächen. Durch seine Beschäftigung mit der Architektur der Moderne, insbesondere die von Le Corbusier, bekamen seine Kompositionen naturalistische Züge und ließen damit eine soziale Deutung zu. Die monotonen Wohnensemble, die in den Randbezirken von Großstädten vorherrschen, sind gewissermaßen ein Sinnbild von gescheiterter Stadtplanung und gesellschaftlicher Abgrenzung.
Aber über diese Bezüge zur Architektur hinaus, lebt die Kunst von Driss Ouadahi von der Freiheit der Geste und des verführerischen Spiels mit malerischen Effekten. Aus der Ferne betrachtet, wirkt „Schlusslichter“ gegenständlich – aber diese Gegenständlichkeit ist brüchig. Sind es farbige Spiegelungen an der Glasfassade oder ein Durchblick durch das Bauskelett eines unfertigen Turmes? Handelt es sich um die stilisierte Darstellung eines realen Objektes oder um eine abstrakte Komposition, die auf geometrischen Modulen beruhen würde? Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass die Tektonik der Gebäude aus zahlreichen Farbflecken besteht, die mal präzise, mal kräftig und expressiv gesetzt werden.
Es geht Ouadahi offensichtlich um ein Dazwischen. Für ihn ist die Struktur der modernen Sozialarchitektur ein Vorwand, um malerische Experimente vorzunehmen und ein Gleichgewicht zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, zwischen geometrischer Komposition und wild-informeller Gestik zu finden.