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Anett Frontzek

Smålandsfahrwasser West & Ost

Schellacktusche und gelbe Tusche auf Sportbootskarten, Museumskarton

Denkt man an eine Meerlandschaft, kommen meistens Bilder einer weiten und unberührten Natur in den Sinn. In der Kunstgeschichte transportierten Seestücke romantische Sehnsüchte und Vorstellungen einer unbegrenzten Freiheit. Aber längst sind auch die Meere und Ozeane zu funktionalen Räumen geworden, die strengen Regulierungen und einer präzisen Kodifizierung unterliegen. Anett Frontzeks Arbeiten setzen sich mit dieser Versachlichung der Natur auseinander.

Das Diptychon in der Ausstellung besteht aus zwei originalen Sportbootkarten für die touristische Navigation, deren Landmassen die Künstlerin geschwärzt hat. Die Karten zeigen Küstenteile und vier dänische Inseln im sogenannten „Smålandsfahrwasser, ein von Urlauber*innen und Hobby-Segler*innen besonders beliebtes Gebiet, das stark befahren wird. Der relativ homogene Naturraum des Smålandsfahrwassers erscheint in Frontzeks grafisch-konzeptueller Arbeit als eine Ansammlung chiffrierter, für Laien kaum lesbarer Fragmente, die den Umgang des modernen Menschen mit der Natur offenbaren.

Anstatt einer einheitlich-organischen Landschaft mit spezifischen Charakterzügen und einzigartiger Identität entdecken wir hier einzelne, arbiträr ausgeschnittene Teilgebiete, erfasst in einer standardisierten Bildsprache und versehen mit allerlei Symbolen und Angaben, die den Zweck einer sicheren Navigation erfüllen sollen. Indem sie den konstruierten Hintergrund unserer Orientierungssysteme deutlich macht, schafft Anett Frontzek ein Bewusstsein für unsere Entfremdung zur Natur.

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