
Ruth Weber
Rote Insel
Diverse Materialien
Bevor sie zu modernen Kunstmuseen wurden, entstanden viele Sammlungen des 17. und 18. Jahrhunderts aus der privaten Neugier Adeliger heraus. Diese sogenannten „Wunderkammern“ bündelten unterschiedlichste Objekte aus Kunst, Wissenschaft, Natur und Geschichte, und sollten nicht nur Wissen vermitteln, sondern vor allem die Besucher*innen zum Staunen bringen. In vielen ihrer Arbeiten knüpft Ruth Weber an diese Tradition an und lässt in ihren Rauminstallationen Gegenstände unterschiedlichster Herkunft zusammenkommen, die den Geist der Wunderkammer heraufbeschwören.
Die Rote Insel ist ein gutes Beispiel dieser Sammellust, die Kunst, Kuriositäten und Kostbarkeiten vereint. Die Installation besteht aus selbst hergestellten Keramiken, Pappmaché-Arbeiten und Fundstücken,darunter Cloisonné-Vasen, seltenen Mineralien, einem Kelim-Teppich und mehreren Preziosen unter Glashauben. Der rote Faden dieses heterogenen Konvoluts ist wortwörtlich rot: Fast alle Objekte werden miteinander durch eine rote Farbdominante verbunden. Das präzise zusammengestellte Arrangement wirkt wie eine dreidimensionale Bildkomposition. Das Werk von Ruth Weber bezieht sich auf eine Konstante der Menschheit, nämlich auf den Drang außergewöhnliche und seltene Objekte zu horten.
Die ehemalige Schülerin von Joseph Beuys hat neben Kunst Geologie, Mineralogie und Astronomie studiert und ihr Interesse geht weit über das rein Künstlerische hinaus. Das ästhetische Experiment der Roten Insel ist auch ein Kommentar der Ausstellungspraxis und eine Hinterfragung ihrer Grundprinzipien – dem Sammeln, Aufbewahren und Vermitteln von Gegenständen aller Art.