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Alisa Berger

Odeyalo

Druck auf Stoffen und Daunenfüllung

Mit ihren vielen Stofffragmenten und den eingenähten Fotos erinnert die patchworkartige Decke von Alisa Berger an eine große, weiche Collage. In ihr werden diverse Materialien, Bildbruchstücke und Erzählungen aus Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft. Die Inspiration für Odeyalo – was „Decke“ auf Russisch heißt – erhielt Berger von einer anderen Decke, die seit vielen Generationen in der weiblichen Linie ihrer Familie weitergegeben wird. Mehrfach ausgestopft, ausgebessert und erweitert, trägt diese Decke die Arbeits- und Nutzspuren von Frauen aus verschiedenen Epochen in sich und ähnelt einer privaten Reliquie, die familiäre Kontinuität über Zeit und Raum hinaus materialisiert.

Die Frage der individuellen Identität ist zentral im Werk von Alisa Berger. Geboren in der Republik Dagestan als Tochter einer sowjetischen Koreanerin und einem ukrainischen Juden, aufgewachsen in der Ukraine und seit 20 Jahren in Deutschland lebend, blickt die Künstlerin gemeinsam mit ihrer Familie auf eine lange Migrationsgeschichte zurück. Bergers Mutter gehört der Koryo-Saram-Diaspora an, deren Vorfahren von der japanischen Kolonialisierung Koreas betroffen waren und zur Flucht nach Russland gezwungen wurden. In ihrer Decke verwebt die Künstlerin Bilder des eigenen Familienarchivs mit Texten von weiteren Flüchtenden, antiken japanischen Stoffen und Stoffelementen aus sowjetischer Zeit. Somit gibt Alisa Berger der komplexen Verflechtung aus Menschen, Orten, kleiner und großer Geschichte, eine sinnlich erfassbare Form.

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