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Maria Seitz

Multicolor 7.10

Buntstift auf Papier.

Seit 2021 arbeitet Maria Seitz an der Serie ihrer „Multicolor“-Bilder. Es handelt sich um mittelgroße bis große Papierbahnen, deren Oberflächen mit langen, farbigen Linien durchzogen sind. Dabei verwendet die Kölner Künstlerin einen einzigen Buntstift mit mehrfarbiger Mine, den sie während der Ausführung so dreht, dass die vertikale Linie ununterbrochen erscheint. Die Geste wirkt zunächst einfach: Die Hand beginnt an der obersten Kante des Blattes und gleitet bis zum unteren Rand, sodass der Hintergrund komplett farbig ist.

Diese flächige Behandlung der Bildoberfläche ohne kompositorisches Zentrum nennt man „All Over“. Aber die Einfachheit trügt. Die Realisierung eines einzigen Blattes verlangt von Maria Seitz nicht nur Konzentration und Geduld, sondern vor allem eine perfekte Handführung. Die per Hand realisierten Blätter entstehen unter großer geistiger und körperlicher Selbstbeherrschung.

Multicolor 7.10 ist nicht nur eine abstrakte Farbkomposition, sondern die Manifestation eines performativen Moments, bei der die Vertiefung im Akt des Zeichnens sichtbar gemacht wird. Seitz‘ große Zeichnungen entwickeln eine ähnlich hypnotische Kraft wie die Minimal Music. Ihre repetitive Struktur und die Beharrlichkeit der Ausführung bringt sie in die Nähe der Kompositionen von Philipp Glas oder Steve Reich. Die zufällig entstandenen Farbmuster kreieren einen Rhythmus, der als Takt eines Musikstückes gelesen werden kann. Diese meditative Qualität erinnert auch an die Intensität der grafischen Experimente von René Dietle, die im gleichen Raum ausgestellt sind.

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