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Johanna Flammer

Stillleben mit Stachelbeere

Öl- und Acrylfarbe, Zeichnung, Collage auf Leinwand

Betrachtet aus einigen Metern Entfernung, wirkt das Bild von Johanna Flammer wie ein niederländisches Stillleben aus dem 18. Jahrhundert. Aber schon aus der Distanz entstehen leichte Irritationen. Vor allem das zentrale Blumenstück weist Stellen auf, die sich vom restlichen Motiv abheben. Bei genauerem und näherem Hinsehen erkennt man Fotos von Obst und Haaren aus Hochglanzmagazinen, die auf einem pastosen Farbhintergrund collagiert wurden. Weiterhin entdeckt man Setzungen von Ölkreide oder Farbsprays, die sich harmonisch in die Komposition einfügen.Mit ihrem klassischen Bildaufbau, der naturalistischen Lichtführung sowie den plastischen und illusionistischen Trompe-l’oeil-Details, spielt das Sillleben mit Stachelbeere von Johanna Flammer offensichtlich mit den Sehgewohnheiten und Erwartungen des Publikums. Das Setting zitiert zwar die Tradition des Stilllebens, der dynamische Malauftrag ist dagegen der Informellen Kunst entlehnt, einer abstrakten Bewegung der Nachkriegszeit, die die spontane und teilweise unkontrollierte Geste bevorzugt. In der Tat bestehen große Bereiche von Flammers Bild aus Farbakzenten, die mit einem breiten Pinsel zügig und schwungvoll auf die Leinwand gesetzt wurden. Wir lesen diese Spuren als Vase, Blätter oder Blüten und machen aufgrund unserer Sehgewohnheiten automatisch ein Stillleben daraus, obwohl wir vor einem motivfreien Abstraktum stehen.Der Umgang mit verschiedenen Medien, historischen Stilen und künstlerischen Verfahren ist typisch für das malerische Werk von Johanna Flammer. Vor ihrem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, setzte sich die Künstlerin intensiv mit Kunstgeschichte auseinander. In ihre technisch anspruchsvollen Kompositionen fließen daher ständig Reminiszenzen aus der Tradition ihres Mediums ein, die sie geschickt miteinander verbindet.
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