Stefanie Pluta
Temporary Palaces
SW-Fotografie auf Hahnemühle
Zwischen Essay und Reportage angesiedelt, beruht Stefanie Plutas Werk auf systematischen Langzeit-Recherchen, die die Fotografin sowohl in ihrer unmittelbaren Umgebung als auch in Archiven durchführt. Typisch für das hier ausgestellte Werk ist das Zusammenführen von diversen Motiven und Medien, die die verborgene Komplexität von vermeintlich banalen Phänomenen aufspüren.In DIE GROSSE zeigt Pluta einen kleinen Auszug aus der Serie „Temporary Palaces“, die den Botanischen Garten in Köln zum Sujet hat. Wie die meisten Anlagen dieser Art in Europa, entstand der Garten im 19. Jahrhundert. Historisch betrachtet, ist der Bautypus Zeuge des imperialistischen und kolonialistischen Zeitalters: Mit seiner Zurschaustellung von akklimatisierten Pflanzen und Bäumen und seinem Anspruch auf Universalität, verkörpert der Botanische Garten die Hegemonie des Westens.Für „Temporary Palaces“ fotografierte Stefanie Pluta vor Ort, arbeitete aber auch im Archiv der Stadt, wo sie historische Aufnahmen des Gartens fand. Es handelte sich dabei um Negative, in der damals üblichen Form von Glasplatten. Aus diesem Fundus wählte Pluta zwei Motive aus und integrierte sie in eigene Bilder, gemeinsam inszeniert als wissenschaftliche Dokumentaufnahmen. Dabei kehrte sie die Tonwerte so um, dass das Negativ der Glasplatte positiv erscheint und das Umfeld des Studienzimmers negativ. Gepaart mit der demonstrativen Geste des Präsentierens, die das Motiv auf Distanz hält, wird dadurch eine irritierende Künstlichkeit erzeugt. Man fragt sich: Was ist Realität, was ist Darstellung? Wo ist das Wahre, wo ist sein Schatten? Stefanie Pluta reinszeniert die Inszenierung einer exotischen Natur und setzt damit ihre Reflektion zum narrativen Potenzial der Fotografie fort.