Birgit Jensen
FLOWLAND 1
Acrylfarbe auf Leinwand
Sie malt ohne Pinsel, sagt Birgit Jensen. Seit über 30 Jahren arbeitet die Künstlerin, die zunächst Malerei in Berlin studierte, mit Siebdruck. Ihr Umgang mit dem drucktechnischen Verfahren, mit dem man relativ flache Motive in hoher Auflage vervielfältigen kann, ist paradox: Ihre Bilder sind Unikate, die mit der Hand auf Leinwand gedruckt werden, und stehen damit der Malerei näher als dem Siebdruck. Zudem konzentriert sich Jensen auf künstlerische Fragestellungen, die in der Malerei typisch sind, wie zum Beispiel die Entwicklung einer räumlichen Bildtiefe, die Erzeugung von komplexen Farbverläufen oder das Spiel mit dem Zufall.Ihre Bilder der letzten Jahren erinnern an die Motive der Malerei der Romantik. Es sind meistens klassische Landschaften, die die Betrachtenden mit einer Naturidylle konfrontieren. Genau wie die Kompositionen vom großen Meister der Landschaftsmalerei Casper David Friedrich, bestehen Jensens Arbeiten aus vielen einzelnen, zusammengesetzten Versatzstücken. Es sind also Bildkonstruktionen, die eine Idee der Natur – und keinen realen Ort – darstellen. Dieser künstliche Charakter wird noch durch das Sichtbarmachen des technischen Hintergrunds des Bildes betont. Bei näherer Beobachtung ist die siebdrucktypische Rasterung, die die Illusion von Realität unterminiert und zu einem Verfremdungseffekt beiträgt, deutlich zu erkennen.Birgit Jensens Bilder sind also doppelbödig. Ihre atmosphärischen und emotional aufgeladenen Motive von Sonnenuntergängen oder Nachtlandschaften rufen eine gewisse Faszination hervor. Aber schnell merken wir: Die konstruierte Natur auf der Leinwand hat mit der echten Natur wenig zu tun. Die Realität des Bildes ist eine andere als die Realität der Natur; und es gehört zu einem aufgeklärten Blick, beide Realitäten nicht miteinander zu verwechseln.