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Rabea Dransfeld

Soft Retainers

Stahl, glasierter Ton, Latex, Metallösen, Schrauben

Lange Zeit galt der Mensch als Krönung der Schöpfung oder, frei von religiösen Referenzen, als Mittelpunkt der Welt. Mit dem wachsenden Bewusstsein des engen Bands unserer Spezies mit anderen Lebewesen wird diese anthropozentrische Sicht jedoch zunehmend infrage gestellt. Auch die Daseinsberechtigung von nicht lebenden Naturerscheinungen, wie zum Beispiel Flüssen oder Steinen, wird aktuell debattiert, vor allem in der Philosophie, der Ethik, aber auch in naturwissenschaftlichen Disziplinen. Diese Thematik ist nun in der Kunst angekommen, wie das Werk von Rabea Dransfeld zeigt.Die aus Wuppertal stammende Künstlerin untersucht in ihren Objekten und Installationen die Nähe zwischen unbelebten Organismen und lebendigen Materialien. Sie inszeniert Beziehungsverflechtungen zwischen fremden Systemen, wie die der pflanzlichen, technischen oder menschlichen. Es entstehen hybride Körper, bei denen das Organische und das Technoide ineinandergreifen und die üblichen Hierarchien zwischen Subjekt und Objekt aufgehoben werden.In ihrer fragilen Anmutung erinnern die Plastiken aus der Serie Soft Retainer an Prothesen oder Körperteile. Während der Werktitel sich auf die Zahntechnik bezieht, und damit eine Optimierung des menschlichen Körpers impliziert, sind die Objekte wiederum von Lüftungsanlagen inspiriert, die laut Rabea Dransfeld eine architektonisch-technische Entsprechung von organischen Funktionen darstellen. Künstliche Materialien wie Stahl werden mit organischen Stoffen wie Keramik oder Wachs gebunden, industrielle Formen verschmelzen mit anthropomorphen Gestalten. Es ist genau diese Art von Vereinigungen (Dransfeld nennt sie: „Kooperationen“), die die Künstlerin spannend findet. Sie begründen eine zukunftsweisende Neubewertung des Verhältnisses zwischen Belebtem und Unbelebtem.
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