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Myung Jin Kim

Fensterblick am Morgen

Öl auf Leinwand

Der Schatten eines Wäscheständers auf einem Vorhang oder der Blick aus einem Zimmer auf die gegenüberliegende Fassade: Die Motive der Malerei von Myung Jin Kim wollen weder überraschen noch aufregen. Im Gegenteil laden sie dazu ein, genauer auf allzu bekannte Objekte und Räume zu schauen, um darin die Schönheit des Banalen zu entdecken. Inspiriert von alltäglichen Szenen und den vertrauten Dingen ihrer Umgebung, konzentriert sich die südkoreanische Künstlerin auf die atmosphärische Qualität von Landschaften oder Interieure.Für DIE GROSSE zeigt Kim zwei Interieurbilder, deren Kompositionen von einem Fenster bestimmt sind. Der Standpunkt der Malerin vereint also Innen- und Außenraum, wobei das Fenster als Verbindung zwischen beiden Bereichen fungiert. Seit der Renaissance ist das Fenster eine beliebte Metapher in der Malerei. Jedes gegenständliche Bild kann als ein Fenster gesehen werden, das sich zur Welt öffnet. Analog zum Fensterrahmen, grenzt der Bildrahmen einen Ausschnitt der sichtbaren Welt ein und führt den Blick in weite Tiefen. Allerdings ist der Blick in den Bildern von Myung Jin Kim nicht komplett frei, sondern wird durch Vorhänge gefiltert. Die Sichtbarkeit der Objekte oder Landschaften ist damit getrübt, teils verhindert. Mit dieser ästhetischen Entscheidung erkundet Kim die Grenzen ihres Mediums und hinterfragt eine uralte Funktion der Malerei, die traditionellerweise darin besteht, die physische Welt in einem Bild festzuhalten.Mit einem großen Gespür für Lichtstimmungen schafft Myung Jin Kim es, stille und sensible Bilder ihres Alltags zu kreieren, und zugleich eine Reflektion über die Möglichkeiten der Malerei zu artikulieren.
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